„Der Tierschutz in der Landwirtschaft hat sich verbessert, nur nicht, wenn es darum geht, das Leben der Tiere zu beenden“ – Schlachtung mit Achtung setzt sich für eine Schlachtung am Hof ein, ohne Furcht, ohne Stress, ohne Transport. Dafür haben sie die Mobile Schlachteinheit (MSE) entwickelt und vorgestellt. Ich war und bin tief beeindruckt.
„Ich kann das Wort Stress nicht mehr hören. Ich habe Stress, weil ich hier stehen muss und öffentlich reden, Sie hatten eventuell Stress, weil Sie auf dem Weg hierher im Stau standen – aber die Tiere, die geschlachtet werden, haben vom Transport bis zum Bolzenschuss Todesangst! Und das wollen wir ändern!“, so Nebenerwerbs-Landwirt Thomas Mayer während der Eröffnungsrede zur Vorstellung der sogenannten Mobilen Schlachteinheit (MSE), die er gemeinsam mit Sandra Kopf und Metallbaumeister Peter Brandmeier im Rahmen der IG Schlachtung mit Achtung entwickelt hat.
Die Zeit sei reif für einen besseren Tierschutz. Die Zeit sei aber auch reif, den Bezug zu Lebensmitteln im Allgemeinen und zum Fleisch im Speziellen wieder herzustellen, so Mayer. „Ja, wir schlachten. Wir nehmen dem Tier das Leben. Das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen. Den Konsumenten muss wieder klar werden, dass ihr Fleisch nicht von allein auf die Theke geflogen kommt und, dass es hier nicht um die sogenannte Lebensmittelherstellung geht, sondern um ein Tier!“ Hinter dem Prototyp MSE 001 steckt viel Herzblut, badischer Tüftlergeist und – viel Durchhaltevermögen. Seit fünf Jahren setzt sich die IG für die hofnahe Schlachtung ein!
Mini-Schlachthof auf Rädern
Bis zur Pressekonferenz am 20.07. in Kandern mussten einige gesetzliche Hürden genommen werden, denn die EU-Vorgaben verbieten eine Schlachtung auf dem Hof oder der Weide. Der Schlachtprozess muss innerhalb von Räumen eines zugelassenen Schlachthofes stattfinden, das Tier muss fixiert sein und zwischen Betäubung und Entblutung des Tieres dürfen maximal 60 Sekunden liegen. Die Transportdauer zum Zerlegebetrieb schließlich darf nicht länger als 45 Minuten dauern.
So wurde die Schlachteinheit auf einem Hänger entwickelt, quasi ein Mini-Schlachthof auf Rädern. Er entspricht allen schlachthygienischen Vorschriften, verfügt über eine ausklappbare Fixiereinheit und kann hofnah in vertrauter Umgebung der Tiere abgestellt werden. Der Landwirt lockt das Tier mit Futter und während das Tier frisst, erfolgt der betäubende Bolzenschuss.
Wenn das Tier nicht freiwillig in den Schlachtstand reingeht, brechen wir ab
Das Tier wird anschließend automatisch in den Wagen gezogen, die Türen schließen sich und der Metzger kann in einer allen Vorschriften entsprechenden Umgebung die Schlachtung durchführen. Anschließend wird das Tier in der mobilen Einheit zum zerlegenden Betrieb gefahren. Bei der Schilderung des Ablaufs betonte Thomas Mayer, dass die Tiere von selbst in die Fixiereinheit kommen sollen, dafür würde Tage vorher eine Attrappe zur Gewöhnung aufgestellt: „Wenn das Tier nicht freiwillig in den Schlachtstand reingeht, dann brechen wir ab. Es wird nur geschlachtet, wenn das Tier ohne Manipulation von Dritten in den Stand reingeht!“. Während des Vorgangs läuft übrigens eine Kamera, sodass jederzeit nachgeprüft werden kann, wie der Schlachtvorgang vonstattengegangen ist. Die IG Schlachtung mit Achtung spricht hier von „gläserner Schlachtung“.
Respekt
Vor und nach der Veranstaltung habe ich mich ausgiebig auf der Internetseite von Schlachtung mit Achtung getummelt und mit Sandra Kopf telefoniert – Respekt vor dem Mut, diesen – so wichtigen – Weg zu gehen, allein beim Anblick der verschiedenen gesetzlichen Ausführungen, die es zu beachten gilt, brummt mir persönlich der Kopf – vielleicht leg ich ihn zum Ausruhen mal kurz auf den TellerRand 😉
Mehr zur MSE und der IG Schlachtung mit Achtung
ARD und ZDF waren bei der Pressekonferenz dabei, hier geht’s zum Video