Dem kühlen Frühjahr trotzend, blüht es in Schwarzwalds Gärten wieder üppig und farbenfroh. Besonders die Bauerngärten mit ihrer Mischung aus Nutz und Zierde haben es mir angetan. Waren sie früher ein überlebensnotwendiger Bestandteil der täglichen Versorgung, verschwinden sie heute in Zeiten der Supermärkte jedoch zunehmend. Ein wichtiges Stück Kulturgut des Schwarzwalds droht so, verloren zu gehen. Das hat auch die Schule Birklehof erkannt. Sie hat den historischen Bauerngarten reaktiviert und sowohl Schule als auch Öffentlichkeit in die Nutzung eingebunden.

Der Altbirkle-Bauerngarten wird wiederbelebt. Foto: S. Köllner
„Der Hof soll leben, kein Museum sein“
„Der Hof“, ist der Altbirklehof, kurz Altbirkle, der drittälteste noch im Original stehende Schwarzwaldhof. Er ist außerdem Gründungsgebäude des privaten Internats und Gymnasiums Birklehof in Hinterzarten. Jener, der den Hof aufleben lassen möchte, ist Kabarettist Martin Wangler, Botschafter und Kurator des Altbirkle. Er hat sich, mit einigen anderen, dafür eingesetzt, dass der Hof nicht verfällt, sondern saniert wird. Seit 2020 ist er wieder für Schule aber auch Öffentlichkeit zugänglich. Und mittendrin? Der historische Bauerngarten. Ein „Schatz“, so der Schulleiter Henrik Fass, den die Schule heben möchte. Denn der ganzheitliche Bildungsansatz der Schule lasse sich im Bauerngarten ideal umsetzen: „Er bietet die Chance, ein Bewusstsein zu schaffen, sowohl für Lebensmittel als auch für die handwerkliche Leistung, die dahintersteckt“.

Mit angepackt: Frau Schüle unterstützte im Namen des Bauerngarten- und Wildkräuterland Baden e.V. sowie als erfahrene Gartenpädagogin des internationalen United World College (UWC) Bosch die Reaktivierung des Altbirkle-Gartens. Foto: S. Köllner
Grünes Klassenzimmer
Andrea von Sengbusch ist Biologie-Lehrerin an der Schule Birklehof und Ansprechpartnerin für den Garten. Je nach Thema bezieht sie den Bauerngarten regelmäßig in ihren Unterricht mit ein. Bei aller Begeisterung, die die Schüler mitbringen, beobachtet die Lehrerin dennoch eine Entfremdung, der sie entgegenwirken möchte: „Wer gewohnt ist, sein Gemüse aus dem Supermarkt zu kaufen, muss erstmal wieder lernen, wie gut eine frisch aus dem Garten gepflückte Möhre schmeckt. Er muss aber auch erfahren, dass Erdbeeren nur dann wachsen und geerntet werden können, wenn vorher auch Unkraut gezupft wurde.“ Nicht umsonst betrachtet Kurator Wangler die Bauerngärten als wertvolles Kulturgut: „Was die Bäuerinnen dort in dieser Höhenlage zum Wachsen gebracht haben und noch bringen, ist enorm.“
Authentisch vermitteln
Nicht nur die Schule nutzt den Garten, auch die Öffentlichkeit ist sich des Kulturguts hinterm Gartenzaun bewusst. So besteht beispielsweise eine Kooperation mit der VHS Titisee-Neustadt, die dort verschiedene Garten- und Kräuterkurse anbietet. „Mit dem Altbirkle bietet sich die Möglichkeit, spannende Themen zu Brauchtum und Tradition an einem wirklich authentischen Ort zu vermitteln“, freut sich VHS-Geschäftsführerin Karin Hausmann.
So kann es funktioneren – der Bauerngarten blüht auf.

Ab in den Garten. Foto: Annika Burger
Die vielen kleinen Schritte…
Gartenarbeit ist zeitintensiv, keine Frage. Aber sie birgt auch Entspannung und Erholung vom betriebsamen Alltag. Jede und jeder, die und der sich ein Herz nimmt und den (schwieger)mütterlichen Garten hinterm Hof nicht dem Unkraut überlässt, vielleicht nur ein zwei Beete weiterführt, Freunde einlädt, dabei zu helfen oder auch neue Beete aufblühen lässt, leistet einen Beitrag, den Schwarzwälder Schatz und das Kulturgut „Bauerngarten“ zu hegen und zu pflegen.
In diesem Sinne: Hoch die Hacke und rein ins Beet – Ich bin dann mal im Garten 😊
Bauerngärten als Kulturgut – Weitere Infos
- Ein ausführlicher Artikel zum historischen Bauerngarten Altbirkle und noch viel mehr Artikel zu spannenden Gärten und den Menschen, die in und für sie wirken, findet sich im aktuellen Bauernkalender 2022, herausgegeben in Verlagsgemeinschaft Badischer Landwirtschaftsverlag GmbH Freiburg und dem Stuttgarter Verlag Eugen Ulmer
- Mehr Infos zum Altbirkle und seine aufwendige Sanierung liest man hier: https://www.altbirkle.de/
- Wer sich für Bauerngärten interessiert und gerne mal hinter den Gartenzaun schauen möchte, dem sei die Schwarzwälder Bauerngartenroute empfohlen: https://www.kraeuter-regio.de/bauerngartenroute/
- Die Badische Bauernzeitung veranstaltetaußerdem regelmäßig den Tag des offenen Bauerngartens und BBZ Gartenfahrten – vielleicht sind Sie oder Ihr Garten beim nächsten Mal auch dabei? Ansprechpartnerin: Barbara Sester https://www.badische-bauern-zeitung.de/wir-ueber-uns