Bauerngarten und Wildkräuterland – lässt man sich den Namen einmal literarisch auf der Zunge zergehen, kann man, so geht es mir zumindest immer, den Duft der Blumen und Kräuter in den Gärten förmlich riechen und die Wiesen und Wälder genau vor sich sehen, auf und in denen die Wildkräuter sprießen und geerntet werden – es ist eine Einladung zum Mitmachen! Gekommen um zu bleiben*, einmal dabei, kommt man so schnell nicht mehr von ihnen los. Von diesen – überwiegend – Frauen geht eine Energie aus, die mitreißt, die inspiriert und deren Wissen mich schlichtweg fasziniert.
„Es ist die Vielfalt, die uns ausmacht“, bringt es Walburga Schillinger auf den Punkt. Wir sitzen gemeinsam auf der Holzbank und genießen die Mittagspause. Walburga ist Vorsitzende des Bauerngarten und Wildkräuterland e.V. und heute ist Mitgliederversammlung auf der Domäne Hochburg in Emmendingen. Der Verein ist ein Zusammenschluss von Kräuterpädagogen, Bauerngärtnerinnen, Phytotherapeuten, Naturpädagoginnen, Natur- und Gästeführern sowie Natur- und Pflanzeninteressierten. Hier fließt altes und neues Pflanzenwissen, Erfahrungen und Fachkompetenz zu einem großen Wissensfundus zusammen. Das Besondere: Dieser Schatz wird nicht gehütet, sondern der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Und ich persönlich ergänze: Hier wird nicht lang rumgeredet, sondern gemacht. Und zwar so einiges:
Traditionelles Wissen erhalten und weiterentwickeln
Wildkräuterexkursionen, Bauerngartenreisen, touristische Erlebnisangebote, Fachvorträge, Kräuterfort- und Ausbildungen und regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen wie der Badische Kräutertag, Tag der offenen Bauerngartentür, Naturpark-Märkte sowie die Bauerngartenroute stehen auf dem vielfältigen Jahresprogramm. Seit Gründung 2009 sind die Anmelde-Zahlen stetig gestiegen und so sind es mittlerweile über 200 Mitglieder in der „Kräuter- Regio“, so der Kurzname des gemeinnützigen Vereins. Sein Ziel: das traditionelle Wissen um die Kulturgüter Kräuter, Wildkräuter sowie Bauerngärten weiterzuentwickeln. Die Kulturlandschaft, Biodiversität und Nachhaltigkeit sollen erhalten sowie Frauen im ländlichen Raum gefördert werden.
Eine Königin, zwei Ministerinnen und zwei Hofdamen
Was klingt wie ein stattlicher Hofstaat ist an diesem Nachmittag, im übertragenen Sinne, schlicht die Angabe zum Mischungsverhältnis von Tees. Traditionell wird neben der offiziellen Mitgliederversammlung am Vormittag, nachmittags ein interessantes Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops geboten. Ich bin im Tee-Seminar und lausche fasziniert den beiden Anbauerinnen der Kräutermanufaktur. Sie ist ein „Kind“ der Kräuter-Regio und steht mittlerweile erfolgreich auf eigenen Beinen. Die Kräuter stammen aus eigenem, kontrolliert biologischen Anbau und werden von den AnbauerInnen in reiner Handarbeit in Baden-Württemberg erzeugt. Wer kann bei phantasievollen Tee-Namen wie „Ab ins Bett“, „Blühe auf“ oder „Lebe Wild“ noch widerstehen? Auch der Tee „Bleib stark“ kann mir in diesem Fall nicht helfen 😉
Wer mehr über die „Kräuter-Regio“ erfahren möchte, entweder als Mitglied oder einfach nur Interessierte(r) am Jahresprogramm wird auf der Internetseite fündig: www.kraeuter-regio.de.
* Ein Dank an die die Gruppe „Wir sind Helden„, deren Songtitel so wunderbar zu meinem Blogbeitrag passte